Hallo ihr Lieben,
ziemlich genau vor drei Wochen bin ich nun in Thailand
angekommen und viele haben mich schon gefragt, was ich hier eigentlich mache.
Nun also folgt die Antwort.
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Der Eingang zum EGAT-Gelände |
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In diesem Hauptgebäude arbeite ich (6.stock). Energieinteressierte bemerken sofort: da hangt PV an der Fassade! |
Ich bin Praktikantin beim
staatlichen Energieerzeugungsunternehmen EGAT, Electricity Generating Authority
of Thailand. Die EGAT arbeitet zusammen mit zwei weiteren staatlichen
Unternehmen namens MEA und PEA, welche für den Vertrieb an die Kunden zuständig
sind; MEA für Bangkok und PEA für den Rest des Landes. Ich arbeite hier bei
EGAT im Demand Side Management. Das bedeutet in Thailand vor allem, dass hier
über Energieeinsparmaßnahmen und Zukunftstechnologien wie Elektromobilität
geredet wird. Der ganze Stolz liegt dabei auf einer Energieskala für
elektrische Geräte von 1 bis 5 (sehr energieeffizient) ähnlich unserer A+++ bis
G-Skala. Der Witz daran ist, dass die Standards für 5 sehr niedrig sind und
sowieso jedes elektronisches Produkt eine 5 bekommt. Habe bisher noch keinen
anderen Aufkleber gesehen.

Meine Aufgabe ist bisher, zu
diesen Themen einen internationalen Vergleich herzustellen. Ich recherchiere
also zu Maßnahmen, neuen Technologien und Produkten in Europa, aber auch in
Amerika und Australien, die auf diesem Gebiet fortgeschritten sind. In der
nächsten Woche stelle ich meine Ergebnisse vor und dann hoffe ich, dass ich
vielleicht ein bisschen Inspiration und Hinweise für den weiteren Fortschritt
im Land geben kann. Nicht, dass ich denke, hier irgendetwas nachhaltig zu
verändern, aber der technische und kulturelle Austausch ist für beide Seiten
gewinnbringend.
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Mein Arbeitsplatz |
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Überall im Büro hängen Fahnen vom Geburtstag des Königs |
Viel zum Recherchieren komme ich
allerdings nicht. Gleich in der ersten Woche durfte ich mit zu PEA. Das
Unternehmen hat bereits ein Elektroauto und auch eine Schnellladestation auf
ihrem Betriebsgelände, die eine Delegation aus meiner Abteilung besuchen
durfte. Dass die Präsentation und die PowerPoint auf Thai war, hat nicht sehr
gestört, da die vielen Bilder und Maßeinheiten selbsterklärend sind. Die Idee
ist, mittel- oder langfristig auch das Bussystem mit elektrischen Fahrzeugen
auszustatten. Aber ich denke, bis dahin ist es noch ein langer Weg.
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PEAs eigene Schnellladestation mit BMW i3 |
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Eine Ladung Energie für die Männer auf dem Bild oben :) |
In den darauffolgenden Wochen
durfte ich mit zu zwei Messen. Bei der einen ging es um erneuerbare Energien
und Firmen aus der ganzen Welt waren vertreten. Wir haben dort einen Vortrag
besucht, wo zum ersten Mal das neue Energiezukunftskonzept Thailands
vorgestellt wurde. Das gab einen guten Überblick über die Energieversorgung und
Herausforderungen des Energiemarktes hier, wobei vieles nicht sehr neu für mich
war. Der Energiemarkt ist natürlich für alle hier ein großes Thema und die, die
des englischen mutig genug sind, freuen sich über einen energiewirtschaftlichen
Austausch. Es blieb aber noch genug Zeit, den deutschen und den separaten bayerischen Pavillon zu besuchen. :)
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Der deutsche Pavillon gefiel mit gut: neben juwi, Siemens und Frau Merkel (links auf dem Bild :)) war auch die GIZ am Start |
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Die Männer am bayerischen Pavillon haben alle sehr authentisch gesprochen :) |
In dieser Woche war ich bei der
Asian Utility Week. Hier ging es insbesondere über smarte Technologien
(Stichwort Smart Grid, Smart Home, Intelligente Systeme) und die Aussteller
kamen vor allem aus asiatischen Ländern und Australien. Thematisch war es eher
zu technisch für mich, aber ich habe einfach trotzdem mit vielen Leuten
gesprochen. Hat sich auf jeden Fall gelohnt, habe einen Speicherstick von den
Chinesen bekommen, einen mobilen Akku fürs Handy und zum Schluss gab es noch
Freibier von General Electrics. Ein weiteres Highlight der Messe war auf jeden
Fall das Catering. Ständig gab es Snacks (sogar Würstchen im Blätterteig!) und
ein wahnsinniges thai-westliches Mittagsbuffet, stets begleitet von buntem
Obst.
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Links im Bild ist POat, der im Büro neben mit sitzt und auch ganz gut englisch spricht, hat man ein sich erst einmal an seinen ThaiAkzent gewöhnt :) |
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PMoo von EGAT hat einen Vortrag gehalten Über Demand Response in Thailand. Wir haben uns letzte Woche kennengelernt und seitdem kommt er jeden Tag vorbei um 20 min mit mir englisch zu reden - sehr nett! |
Wie ihr euch vorstellen könnt,
trifft es thematisch schon genau meinen Geschmack: sowohl inhaltlich als auch
immer auf Achse sein und Veranstaltungen besuchen. Aber auch die Firma und das
Arbeitsklima gefallen mir ausgesprochen gut. Es fängt schon damit an, dass
jeden Morgen bestimmt mehr als 30 Busse hier vorfahren und die Mitarbeiter,
welche von weiter her kommen zur Arbeit bringen, sodass sie nicht auf die
öffentlichen Transportmittel oder das Auto angewiesen sind. Auf dem
EGAT-Gelände selbst gibt es alles, was man braucht: kostenlose medizinische
Versorgung, ein Sportprogramm und Fitnesscenter für die Mittagspause, eine
Bibliothek, in der es jeden Dienstag in der Mittagspause einen Film zu sehen
gibt, und auch einen Ruheraum für ein Mittagsschläfchen.
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Gelbe EGAT Busse nach Feierabend |
Die Arbeitszeiten sind sehr
flexibel, so circa 8 bis 16 Uhr jeden Tag, solang alle Aufgaben erledigt sind. Am
ersten Tag bekam ich eine Vorstellungspräsentation in einer Gruppe von sieben
Leuten und ich fragte am Ende, wann ich denn morgens erscheinen soll. Aor,
welche sehr gutes Englisch spricht und mir in Notfallsituationen auch mal als
Übersetzerin dient, meinte, sie beginnen eigentlich um 8, aber meistens sei
noch niemand um 8 im Büro. Ich seitdem übrigens auch nicht, man muss sich ja
der Kultur auch anpassen! ;) PUi und POat haben mich am ersten Tag in ein
Restaurant auf dem Markt hinter dem EGAT-Gelände mitgenommen, wo zur
Mittagszeit wirres Treiben herrscht. Sie haben richtig aufgetischt, sodass ich
fast geplatzt bin, und dazu Bier getrunken. Nach knapp zwei Stunden waren wir
wieder im Büro. Ich fragte, ob das eine typische Mittagspause ist und sie
sagten: naja... so einmal die Woche!
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May, ich, Real (meine Kollegin, mit der ich oft Mittag essen gehe) und der Mann, der mir, nachdem er uns bereits zum Essen eingeladen hatte, ohne Grund einen Speicherstick schenkte (Name vergessen :)) |
Meistens jedoch gehe ich mit
verschiedenen Kollegen nur kurz auf den Markt, esse und komme wieder zurück,
denn in der Mittagspause wird auch Tischtennis gespielt! Aufgrund der
Kommunikationsschwierigkeiten brauchte ich ein bisschen, um die Regeln zu
verstehen, aber nun haben wir richtig Spaß und lachen gemeinsam – auch ohne zu
reden. Ab 15 Uhr wurde bei wichtigen Sportereignissen (wie Volleyball oder
ThaiBoxen) schon manchmal der Fernseher im Großraumbüro eingeschaltet. In
dieser Woche scheint es jedoch etwas stressiger zu sein, da der
Halbjahresreport bevorsteht. Wie die Arbeitsmoral insgesamt ist, lässt sich
allerdings für mich schlecht nachvollziehen, da ich die persönlichen Gespräche,
Aufgaben und Anweisungen nicht verstehe. Das Sprachproblem bleibt weiterhin
bestehen und stört mich mal mehr, mal weniger. Witzige Anekdoten dazu gibt es
ein andermal.
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Herr PBang (vorne im Bild) verkauft im Büro das Essen von seiner Mama, die (vermutlich Straßen-) Köchin ist |
Zum Schluss noch Bilder von meinem Arbeitsweg. Morgens nehme ich meistens den "BusZweiSitz" (wörtliche Übersetzung) und rückzu laufe ich so 25 Minuten über die Brücke und steige zu Hause meist direkt unter die Dusche :).
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Auf der einen Seite des Flusses ist die Uni / das Wohnheim links neben dem Strommasten |
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Auf der anderen Seite EGAT Gaskraftwerk und der Hauptsitz dahinter |
Damit wünsche ich euch einen guten Start in die Woche und lasst es euch gut gehen!
Eure Charly
ein bisschen business women~
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