Montag, 15. Juni 2015

Was machst du eigentlich in Bangkok?



Hallo ihr Lieben,

ziemlich genau vor drei Wochen bin ich nun in Thailand angekommen und viele haben mich schon gefragt, was ich hier eigentlich mache. Nun also folgt die Antwort.


Der Eingang zum EGAT-Gelände
In diesem Hauptgebäude arbeite ich (6.stock). Energieinteressierte bemerken sofort: da hangt PV an der Fassade!


Ich bin Praktikantin beim staatlichen Energieerzeugungsunternehmen EGAT, Electricity Generating Authority of Thailand. Die EGAT arbeitet zusammen mit zwei weiteren staatlichen Unternehmen namens MEA und PEA, welche für den Vertrieb an die Kunden zuständig sind; MEA für Bangkok und PEA für den Rest des Landes. Ich arbeite hier bei EGAT im Demand Side Management. Das bedeutet in Thailand vor allem, dass hier über Energieeinsparmaßnahmen und Zukunftstechnologien wie Elektromobilität geredet wird. Der ganze Stolz liegt dabei auf einer Energieskala für elektrische Geräte von 1 bis 5 (sehr energieeffizient) ähnlich unserer A+++ bis G-Skala. Der Witz daran ist, dass die Standards für 5 sehr niedrig sind und sowieso jedes elektronisches Produkt eine 5 bekommt. Habe bisher noch keinen anderen Aufkleber gesehen.




Meine Aufgabe ist bisher, zu diesen Themen einen internationalen Vergleich herzustellen. Ich recherchiere also zu Maßnahmen, neuen Technologien und Produkten in Europa, aber auch in Amerika und Australien, die auf diesem Gebiet fortgeschritten sind. In der nächsten Woche stelle ich meine Ergebnisse vor und dann hoffe ich, dass ich vielleicht ein bisschen Inspiration und Hinweise für den weiteren Fortschritt im Land geben kann. Nicht, dass ich denke, hier irgendetwas nachhaltig zu verändern, aber der technische und kulturelle Austausch ist für beide Seiten gewinnbringend.

Mein Arbeitsplatz
Überall im Büro hängen Fahnen vom Geburtstag des Königs


Viel zum Recherchieren komme ich allerdings nicht. Gleich in der ersten Woche durfte ich mit zu PEA. Das Unternehmen hat bereits ein Elektroauto und auch eine Schnellladestation auf ihrem Betriebsgelände, die eine Delegation aus meiner Abteilung besuchen durfte. Dass die Präsentation und die PowerPoint auf Thai war, hat nicht sehr gestört, da die vielen Bilder und Maßeinheiten selbsterklärend sind. Die Idee ist, mittel- oder langfristig auch das Bussystem mit elektrischen Fahrzeugen auszustatten. Aber ich denke, bis dahin ist es noch ein langer Weg.


PEAs eigene Schnellladestation mit BMW i3
Eine Ladung Energie für die Männer auf dem Bild oben :)



In den darauffolgenden Wochen durfte ich mit zu zwei Messen. Bei der einen ging es um erneuerbare Energien und Firmen aus der ganzen Welt waren vertreten. Wir haben dort einen Vortrag besucht, wo zum ersten Mal das neue Energiezukunftskonzept Thailands vorgestellt wurde. Das gab einen guten Überblick über die Energieversorgung und Herausforderungen des Energiemarktes hier, wobei vieles nicht sehr neu für mich war. Der Energiemarkt ist natürlich für alle hier ein großes Thema und die, die des englischen mutig genug sind, freuen sich über einen energiewirtschaftlichen Austausch. Es blieb aber noch genug Zeit, den deutschen und den separaten bayerischen Pavillon zu besuchen. :)

 

Der deutsche Pavillon gefiel mit gut: neben juwi, Siemens und Frau Merkel (links auf dem Bild :)) war auch die GIZ am Start
Die Männer am bayerischen Pavillon haben alle sehr authentisch gesprochen :)


In dieser Woche war ich bei der Asian Utility Week. Hier ging es insbesondere über smarte Technologien (Stichwort Smart Grid, Smart Home, Intelligente Systeme) und die Aussteller kamen vor allem aus asiatischen Ländern und Australien. Thematisch war es eher zu technisch für mich, aber ich habe einfach trotzdem mit vielen Leuten gesprochen. Hat sich auf jeden Fall gelohnt, habe einen Speicherstick von den Chinesen bekommen, einen mobilen Akku fürs Handy und zum Schluss gab es noch Freibier von General Electrics. Ein weiteres Highlight der Messe war auf jeden Fall das Catering. Ständig gab es Snacks (sogar Würstchen im Blätterteig!) und ein wahnsinniges thai-westliches Mittagsbuffet, stets begleitet von buntem Obst.


Links im Bild ist POat, der im Büro neben mit sitzt und auch ganz gut englisch spricht, hat man ein sich erst einmal an seinen ThaiAkzent gewöhnt :)

PMoo von EGAT hat einen Vortrag gehalten Über Demand Response in Thailand. Wir haben uns letzte Woche kennengelernt und seitdem kommt er jeden Tag vorbei um 20 min mit mir englisch zu reden - sehr nett!




Wie ihr euch vorstellen könnt, trifft es thematisch schon genau meinen Geschmack: sowohl inhaltlich als auch immer auf Achse sein und Veranstaltungen besuchen. Aber auch die Firma und das Arbeitsklima gefallen mir ausgesprochen gut. Es fängt schon damit an, dass jeden Morgen bestimmt mehr als 30 Busse hier vorfahren und die Mitarbeiter, welche von weiter her kommen zur Arbeit bringen, sodass sie nicht auf die öffentlichen Transportmittel oder das Auto angewiesen sind. Auf dem EGAT-Gelände selbst gibt es alles, was man braucht: kostenlose medizinische Versorgung, ein Sportprogramm und Fitnesscenter für die Mittagspause, eine Bibliothek, in der es jeden Dienstag in der Mittagspause einen Film zu sehen gibt, und auch einen Ruheraum für ein Mittagsschläfchen.

Gelbe EGAT Busse nach Feierabend


Die Arbeitszeiten sind sehr flexibel, so circa 8 bis 16 Uhr jeden Tag, solang alle Aufgaben erledigt sind. Am ersten Tag bekam ich eine Vorstellungspräsentation in einer Gruppe von sieben Leuten und ich fragte am Ende, wann ich denn morgens erscheinen soll. Aor, welche sehr gutes Englisch spricht und mir in Notfallsituationen auch mal als Übersetzerin dient, meinte, sie beginnen eigentlich um 8, aber meistens sei noch niemand um 8 im Büro. Ich seitdem übrigens auch nicht, man muss sich ja der Kultur auch anpassen! ;) PUi und POat haben mich am ersten Tag in ein Restaurant auf dem Markt hinter dem EGAT-Gelände mitgenommen, wo zur Mittagszeit wirres Treiben herrscht. Sie haben richtig aufgetischt, sodass ich fast geplatzt bin, und dazu Bier getrunken. Nach knapp zwei Stunden waren wir wieder im Büro. Ich fragte, ob das eine typische Mittagspause ist und sie sagten: naja... so einmal die Woche!

May, ich, Real (meine Kollegin, mit der ich oft Mittag essen gehe) und der Mann, der mir, nachdem er uns bereits zum Essen eingeladen hatte, ohne Grund einen Speicherstick schenkte (Name vergessen :))


Meistens jedoch gehe ich mit verschiedenen Kollegen nur kurz auf den Markt, esse und komme wieder zurück, denn in der Mittagspause wird auch Tischtennis gespielt! Aufgrund der Kommunikationsschwierigkeiten brauchte ich ein bisschen, um die Regeln zu verstehen, aber nun haben wir richtig Spaß und lachen gemeinsam – auch ohne zu reden. Ab 15 Uhr wurde bei wichtigen Sportereignissen (wie Volleyball oder ThaiBoxen) schon manchmal der Fernseher im Großraumbüro eingeschaltet. In dieser Woche scheint es jedoch etwas stressiger zu sein, da der Halbjahresreport bevorsteht. Wie die Arbeitsmoral insgesamt ist, lässt sich allerdings für mich schlecht nachvollziehen, da ich die persönlichen Gespräche, Aufgaben und Anweisungen nicht verstehe. Das Sprachproblem bleibt weiterhin bestehen und stört mich mal mehr, mal weniger. Witzige Anekdoten dazu gibt es ein andermal.


Herr PBang (vorne im Bild) verkauft im Büro das Essen von seiner Mama, die (vermutlich Straßen-) Köchin ist
Zum Schluss noch Bilder von meinem Arbeitsweg. Morgens nehme ich meistens den "BusZweiSitz" (wörtliche Übersetzung) und rückzu laufe ich so 25 Minuten über die Brücke und steige zu Hause meist direkt unter die Dusche :).



Auf der einen Seite des Flusses ist die Uni / das Wohnheim links neben dem Strommasten
Auf der anderen Seite EGAT Gaskraftwerk und der Hauptsitz dahinter
Damit wünsche ich euch einen guten Start in die Woche und lasst es euch gut gehen!

Eure Charly

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