Mittwoch, 24. Juni 2015

ThaiEssen

Liebe Hungrige,

zwei Erlebnisse in den letzten Tagen erinnerten mich daran, dass es jetzt endlich mal Zeit wird, einen Blog über das ThaiEssen zu schreiben. Gestern dachte ich daran, wie ich wohl das Essen hier am besten für Außenstehende beschreiben kann. Und zumeist, so dachte ich, esse ich hier ja doch das in Deutschland so liebevoll ausgedrückte Gericht „Reis mit Scheiß“. Jedoch ist Reis mit Scheiß hier viel diverser. Folgende Zutaten, Kräuter und Gewürze werden wechselweise so miteinander vermischt, dass ich jeden Tag etwas anderes esse:

-          Fisch / Hühnchen / Schwein / Tofu, sowohl gebraten, gekocht oder frittiert
-          Ei als gekochtes Ei, Rührei, Spiegelei oder Omelette
-          Grünes Gemüsezeug - geht in die Richtung Blattpetersilie, nur irgendwie größer
-          Kürbis / Kartoffeln
-          Paprikaartiges Gemüse, Sprossen
-       Anderes Gemüse wie Gurke, Pilze, grüne und rote Bohnen, Mais, Brokkoli, Blumenkohl, Weißkohl (roh zum Schnurpsen und gekocht im Essen), ...
-          Basilikum / Koriander
-          Erdnüsse / Sesam / Cashewkerne
-          Zwiebel, Knoblauch
-          Chili, Pfeffer, Zucker
-          Ketchup / etliche weitere Soßen, die man vom Chinesen kennt

Das besonders interessante ist, dass man vorher nicht erkennt, wie scharf das Essen ist. Da wurde ich zumeist morgens überrascht, wenn ich die Mensa der Uni besuche um zu frühstücken. Dort haben die meisten der bestimmt über 30 Stände ihr Essen ausgestellt oder man kann auf Basis der Geräte (Reiskocher, Suppentopf), Geschirrs und des Bestecks (wo es Stäbchen gibt, sind ChinaNudeln nicht weit) erkennen, in welche Richtung es geht. Klassischerweise gibt es dort also Reis mit einem Mix der oben genannten Zutaten, was jeden Morgen zu Überraschungen und einem besonderen Geschmackserlebnis führt! 



Die Frühstücksgalerie:









Und gerade, als ich darüber nachdenke, ob ThaiEssen nicht doch etwas eintönig ist (weil ständig Reis mit Scheiß), führt mich mein Kollege PUi zum Mittag aus. Immer, wenn ich mit ihm unterwegs bin, bestellt er Unmengen an verschiedenen kleinen Speisen, die dann geteilt werden. Und immer, wenn ich denke „ jetzt bin ich aber satt“, bringt die Kellnerin mehr Teller mit leckerem Essen. Gestern gab es die typische, sehr (!!) scharfe Suppe Tom Säp, Som Tam (Thai Papaya Salat), frittierte Chickenwings mit Chilisoße zum Dippen, Leberstückchen (auch in Deutschland nicht so mein Fall), Entengehacktes und mehr Fleischfiletschreiben an Glasnudeln und StickyRice. Papaya Salat mit StickyRice ist auf jeden Fall einer meiner Favoriten. Der Salat besteht aus einer noch unreifen, nach nichts schmeckenden aber knackigen Papaya, welche dann mit verschiedenen Zutaten wie Limette, Tomate, bisschen Chili, Erdnüssen und auch Shrimp oder Krabben gemörsert wird. Die Zubereitung sieht man oft auf der Straße.



Heute war ich mit meiner Kollegin Ing und ihrer Freundin Bang (den Namen Bang gibt es sowohl für Männer als auch für Frauen, den Unterschied macht die Tonhöhe) essen. Es gab chinesische Nudeln in pinker Soße, wo auch kleine Fleischbällchen drin schwammen und viel Gemüse. Mäßig scharf und mit Erdnüssen – das ist immer gut! Suppen und verschiedene Nudelsorten gibt es auch viel. Ich denke hier sprechen die Bilder Bände.
Das Essen bestellen funktioniert zumeist über einen Zettel. Die meisten Straßenrestaurants sind mit Zettel und Stiften auf den Tischen ausgestattet und es gibt auch kostenloses Wasser mit Eis darin – oder auch anders herum: viel Eis mit bisschen Wasser drüber gekippt.



Heute waren wir wieder zu dritt essen. Es gab japanisches Sukiyaki. Man bestellt diverse Zutaten nach Geschmack und lässt sie in einem Kochtopf mit Brühe (?) kochen. Das Essen mit Stäbchen stellt für mich immer noch eine Herausforderung dar, aber ich mache mich immer besser!

Erst die Bestellung aufgeben.



Mittags gibt´s immer Essen auf dem Markt hinter EGAT:






Für den täglichen Kaffee gibt es kleine Kaffeestände, die aber vor allem Chayen (cha = Tee, yen = kalt) und grünen kalten Tee zubereiten. Dabei wird zumeist frisch gebrühter Tee auf einen mit Eis überquellenden Plastikbecher gegossen und mit Milch (Kondensmilch? Sojamilch und Zucker?) versüßt. Das ist der absolute Höhepunkt und die Genusskonstante meines täglichen Frühstücks. Swantje und ich haben uns letzte Woche von einem Stand ein Kilo Tee(kräuter) vom Markt mitbringen lassen. Das ältere Pärchen verstand natürlich kein Englisch und es war mittelmäßig schwer, ihnen beizubringen, dass wir keinen fertigen Tee, sondern nur die Zutaten dafür kaufen wollen.

Chayen in der Tüte

Grüner kalter Tee namens Tschakiau

Dieses Getränk schmeckt sehr nach Aloe Vera und hat so feste Götterspeisewürfel drin. Zugegebermaßen habe ich Swantje überredet das zu probieren.
Ein weiteres Highlight in Thailand ist natürlich das Obst! Ich esse zumeist Teng Mo (Wassermelone) und Sappart (Ananas) – die Klassiker. Aber es gibt auch sehr exotische Früchte, die zum Teil sehr gut schmecken! Dazu gehören: Mangosteen, Shampoo, Rambutan, verschiedene Sorten Mango (von denen mir viele zu hart und damit holzig sind), Drachenfrucht (geile Farbe, aber geschmacklich lahm) und Longkong, die wie Kartoffeln am Strauch aussehen. Zu den gut schmeckenden Früchten gehören nicht: Bananen (einfach trockener als die lateinamerikanischen und auch anders im Geschmack) und Durian, das so stinkt, dass es in der Metro verboten ist.



Wassermelone, Honigmelone (nicht ganz so populär, soweit ich das mitbekommen habe), Mango in verschiedenen Sorten, Ananas und Drachenfrucht weiß

Rambutan: im weißen, essbaren Teil der Frucht versteckt sich noch ein mandelförmiger Kern.
Keine Ahnung, was das ist :) Wer kann helfen?
Drachenfrucht rot oder in Thai: kaew-mung-korn.
Durian muss gut verpackt werden, da sie so stinkt.
Swanjes und mein Abendbrot.
An einem meiner ersten Wochenenden hatte mir Swantje eine Mangosteen im Zimmer gelassen, von der sie so schwärmte. Ich kam von der Arbeit nach Hause in Vorfreude auf diese Frucht, jedoch wusste ich nicht genau, was ich zu tun und zu erwarten hatte. Wie ich also die Mangosteen anstarrte in der Hoffnung, sie würde sich von allein öffnen, kam die nette Putzfrau herein. Erst bemerkte sie nicht meinen hilfesuchenden Blick, aber als ich mit meinem Messer und der Mangosteen bewaffnet auf sie zukam begriff sie, worauf ich hinaus wollte.



Profis schaffen´s auch ohne Messer.
Und was man sonst noch so mit Früchten machen kann:

Reife Mango mit StickRice. Reis mit Frucht klingt komisch, schmeckt aber richtig gut!
Ähnlich ist das mit Banane, dunkle Bohne und StickyRice in Bananenblättern. Das ist allerdings nur so ok-lecker.
Banane und Kokos frittiert. Sah von außen aus wie ´ne Kartoffel, dafür war die Überraschung umso größer.
Neben Banane solo frittiert gibt es auch noch etwas lila frittiertes. Keine Ahnung, was es ist, aber es schmeckt.
Was man natürlich am besten aus Früchten machen kann, sind Säfte. Dabei kann man nach Beliegen zusammenstellen.
Ich wollte Swantje nicht glauben, was die roten Kugeln am Stand sind.
Doch Tatsache: hier mein Ananas-Apfel-Rote Beete-Saft
Die zweite Essensanekdote bescherte mir B (sein Spitzname) aus Jordanien heute Morgen. Er ist ebenso IAESTE Praktikant wie ich und deswegen erwartete ich irgendwie eine gewisse Neugierde auch kulinarischer Natur und kulturellen Wissensdurst seinerseits. Ich zeigte ihm die Cafeteria und wir aßen gemeinsam. Also ich aß. Er hat probiert und war fertig, aber nicht satt. Dann erzählte er von arabischen Frühstücksspezialitäten und dass er am liebsten bei McDonalds isst. Und dann fragte er mich, ob ich jeden Tag etwas anderes esse und ob es mir schmeckt. Na klar schmeckt es! Und na klar probiere ich ständig neue Sachen – Thailand hat viel zu bieten! Nicht immer ist alles geil, aber wenn man ein bisschen Mut und viel Neugierde mitbringt, kann man richtig was erleben. Sogar 7 Uhr am Morgen.

In diesem Sinne wünsche ich guten Appetit!
Eure Charly


Montag, 15. Juni 2015

Was machst du eigentlich in Bangkok?



Hallo ihr Lieben,

ziemlich genau vor drei Wochen bin ich nun in Thailand angekommen und viele haben mich schon gefragt, was ich hier eigentlich mache. Nun also folgt die Antwort.


Der Eingang zum EGAT-Gelände
In diesem Hauptgebäude arbeite ich (6.stock). Energieinteressierte bemerken sofort: da hangt PV an der Fassade!


Ich bin Praktikantin beim staatlichen Energieerzeugungsunternehmen EGAT, Electricity Generating Authority of Thailand. Die EGAT arbeitet zusammen mit zwei weiteren staatlichen Unternehmen namens MEA und PEA, welche für den Vertrieb an die Kunden zuständig sind; MEA für Bangkok und PEA für den Rest des Landes. Ich arbeite hier bei EGAT im Demand Side Management. Das bedeutet in Thailand vor allem, dass hier über Energieeinsparmaßnahmen und Zukunftstechnologien wie Elektromobilität geredet wird. Der ganze Stolz liegt dabei auf einer Energieskala für elektrische Geräte von 1 bis 5 (sehr energieeffizient) ähnlich unserer A+++ bis G-Skala. Der Witz daran ist, dass die Standards für 5 sehr niedrig sind und sowieso jedes elektronisches Produkt eine 5 bekommt. Habe bisher noch keinen anderen Aufkleber gesehen.




Meine Aufgabe ist bisher, zu diesen Themen einen internationalen Vergleich herzustellen. Ich recherchiere also zu Maßnahmen, neuen Technologien und Produkten in Europa, aber auch in Amerika und Australien, die auf diesem Gebiet fortgeschritten sind. In der nächsten Woche stelle ich meine Ergebnisse vor und dann hoffe ich, dass ich vielleicht ein bisschen Inspiration und Hinweise für den weiteren Fortschritt im Land geben kann. Nicht, dass ich denke, hier irgendetwas nachhaltig zu verändern, aber der technische und kulturelle Austausch ist für beide Seiten gewinnbringend.

Mein Arbeitsplatz
Überall im Büro hängen Fahnen vom Geburtstag des Königs


Viel zum Recherchieren komme ich allerdings nicht. Gleich in der ersten Woche durfte ich mit zu PEA. Das Unternehmen hat bereits ein Elektroauto und auch eine Schnellladestation auf ihrem Betriebsgelände, die eine Delegation aus meiner Abteilung besuchen durfte. Dass die Präsentation und die PowerPoint auf Thai war, hat nicht sehr gestört, da die vielen Bilder und Maßeinheiten selbsterklärend sind. Die Idee ist, mittel- oder langfristig auch das Bussystem mit elektrischen Fahrzeugen auszustatten. Aber ich denke, bis dahin ist es noch ein langer Weg.


PEAs eigene Schnellladestation mit BMW i3
Eine Ladung Energie für die Männer auf dem Bild oben :)



In den darauffolgenden Wochen durfte ich mit zu zwei Messen. Bei der einen ging es um erneuerbare Energien und Firmen aus der ganzen Welt waren vertreten. Wir haben dort einen Vortrag besucht, wo zum ersten Mal das neue Energiezukunftskonzept Thailands vorgestellt wurde. Das gab einen guten Überblick über die Energieversorgung und Herausforderungen des Energiemarktes hier, wobei vieles nicht sehr neu für mich war. Der Energiemarkt ist natürlich für alle hier ein großes Thema und die, die des englischen mutig genug sind, freuen sich über einen energiewirtschaftlichen Austausch. Es blieb aber noch genug Zeit, den deutschen und den separaten bayerischen Pavillon zu besuchen. :)

 

Der deutsche Pavillon gefiel mit gut: neben juwi, Siemens und Frau Merkel (links auf dem Bild :)) war auch die GIZ am Start
Die Männer am bayerischen Pavillon haben alle sehr authentisch gesprochen :)


In dieser Woche war ich bei der Asian Utility Week. Hier ging es insbesondere über smarte Technologien (Stichwort Smart Grid, Smart Home, Intelligente Systeme) und die Aussteller kamen vor allem aus asiatischen Ländern und Australien. Thematisch war es eher zu technisch für mich, aber ich habe einfach trotzdem mit vielen Leuten gesprochen. Hat sich auf jeden Fall gelohnt, habe einen Speicherstick von den Chinesen bekommen, einen mobilen Akku fürs Handy und zum Schluss gab es noch Freibier von General Electrics. Ein weiteres Highlight der Messe war auf jeden Fall das Catering. Ständig gab es Snacks (sogar Würstchen im Blätterteig!) und ein wahnsinniges thai-westliches Mittagsbuffet, stets begleitet von buntem Obst.


Links im Bild ist POat, der im Büro neben mit sitzt und auch ganz gut englisch spricht, hat man ein sich erst einmal an seinen ThaiAkzent gewöhnt :)

PMoo von EGAT hat einen Vortrag gehalten Über Demand Response in Thailand. Wir haben uns letzte Woche kennengelernt und seitdem kommt er jeden Tag vorbei um 20 min mit mir englisch zu reden - sehr nett!




Wie ihr euch vorstellen könnt, trifft es thematisch schon genau meinen Geschmack: sowohl inhaltlich als auch immer auf Achse sein und Veranstaltungen besuchen. Aber auch die Firma und das Arbeitsklima gefallen mir ausgesprochen gut. Es fängt schon damit an, dass jeden Morgen bestimmt mehr als 30 Busse hier vorfahren und die Mitarbeiter, welche von weiter her kommen zur Arbeit bringen, sodass sie nicht auf die öffentlichen Transportmittel oder das Auto angewiesen sind. Auf dem EGAT-Gelände selbst gibt es alles, was man braucht: kostenlose medizinische Versorgung, ein Sportprogramm und Fitnesscenter für die Mittagspause, eine Bibliothek, in der es jeden Dienstag in der Mittagspause einen Film zu sehen gibt, und auch einen Ruheraum für ein Mittagsschläfchen.

Gelbe EGAT Busse nach Feierabend


Die Arbeitszeiten sind sehr flexibel, so circa 8 bis 16 Uhr jeden Tag, solang alle Aufgaben erledigt sind. Am ersten Tag bekam ich eine Vorstellungspräsentation in einer Gruppe von sieben Leuten und ich fragte am Ende, wann ich denn morgens erscheinen soll. Aor, welche sehr gutes Englisch spricht und mir in Notfallsituationen auch mal als Übersetzerin dient, meinte, sie beginnen eigentlich um 8, aber meistens sei noch niemand um 8 im Büro. Ich seitdem übrigens auch nicht, man muss sich ja der Kultur auch anpassen! ;) PUi und POat haben mich am ersten Tag in ein Restaurant auf dem Markt hinter dem EGAT-Gelände mitgenommen, wo zur Mittagszeit wirres Treiben herrscht. Sie haben richtig aufgetischt, sodass ich fast geplatzt bin, und dazu Bier getrunken. Nach knapp zwei Stunden waren wir wieder im Büro. Ich fragte, ob das eine typische Mittagspause ist und sie sagten: naja... so einmal die Woche!

May, ich, Real (meine Kollegin, mit der ich oft Mittag essen gehe) und der Mann, der mir, nachdem er uns bereits zum Essen eingeladen hatte, ohne Grund einen Speicherstick schenkte (Name vergessen :))


Meistens jedoch gehe ich mit verschiedenen Kollegen nur kurz auf den Markt, esse und komme wieder zurück, denn in der Mittagspause wird auch Tischtennis gespielt! Aufgrund der Kommunikationsschwierigkeiten brauchte ich ein bisschen, um die Regeln zu verstehen, aber nun haben wir richtig Spaß und lachen gemeinsam – auch ohne zu reden. Ab 15 Uhr wurde bei wichtigen Sportereignissen (wie Volleyball oder ThaiBoxen) schon manchmal der Fernseher im Großraumbüro eingeschaltet. In dieser Woche scheint es jedoch etwas stressiger zu sein, da der Halbjahresreport bevorsteht. Wie die Arbeitsmoral insgesamt ist, lässt sich allerdings für mich schlecht nachvollziehen, da ich die persönlichen Gespräche, Aufgaben und Anweisungen nicht verstehe. Das Sprachproblem bleibt weiterhin bestehen und stört mich mal mehr, mal weniger. Witzige Anekdoten dazu gibt es ein andermal.


Herr PBang (vorne im Bild) verkauft im Büro das Essen von seiner Mama, die (vermutlich Straßen-) Köchin ist
Zum Schluss noch Bilder von meinem Arbeitsweg. Morgens nehme ich meistens den "BusZweiSitz" (wörtliche Übersetzung) und rückzu laufe ich so 25 Minuten über die Brücke und steige zu Hause meist direkt unter die Dusche :).



Auf der einen Seite des Flusses ist die Uni / das Wohnheim links neben dem Strommasten
Auf der anderen Seite EGAT Gaskraftwerk und der Hauptsitz dahinter
Damit wünsche ich euch einen guten Start in die Woche und lasst es euch gut gehen!

Eure Charly